Ein paar Gedanken zum Thema „Motorradlärm“

Tedy Bach – Biker Union e.V.

Gibt es „Motorradlärm“ überhaupt? Nach welchen Kriterien wird festgelegt, was Lärm ist? Oder ist Lärm einfach nur das jeweilige subjektive emotionale Empfinden des Einzelnen? Hier scheint das Hauptproblem dabei zu liegen, die Beteiligten zu einem sinnvollen Dialog zusammenzuführen.

Wie können wir also aus dieser Spirale der sich steigernden Emotionen herauskommen? Geht es vielleicht, indem sich alle mit den Fakten vertraut machen? Aber sind alle Beteiligten überhaupt bereit, sich mit Fakten auseinander zu setzen?

Hier mal ein paar Fakten aus der Emissionsgesetzgebung für die Zulassung von neuen Motorrädern:

  • Vor Euro 3: maximal 82 dB (A) Fahrgeräusch,
  • Euro 3 oder die Richtlinie 97/24/EG: zulässiges Fahrgeräusch maximal 80 dB (A); hier sind Toleranzen schon eingerechnet,
  • Euro 4: für ab dem 01.01.2017 neu zugelassene Motorräder maximal 77 dB (A) Fahrgeräusch; die Richtlinie UNECE R41.04 ist die dazu gehörende Gebrauchsanleitung beziehungsweise definiert das vorgeschriebene Messverfahren,
  • Euro 5: für ab dem 01.01.2021 neu zugelassene Motorräder werden die Grenzwerte etwa für Kohlenmonoxid, Stickoxide oder Kohlenwasserstoff-Spuren um bis zu einem Drittel reduziert; das entspricht den Abgasgrenzwerten gemäß Euro 6 für PKW; die Fahrgeräuschgrenzwerte bleiben zunächst unverändert.

Wenn man davon ausgeht, dass zusätzliche 6 dB (A) eine Verdoppelung der Lautstärke darstellen, bedeutet das, dass die Geräuschemissionen von neu zugelassenen Motorrädern in den letzten fünf Jahren um 83% reduziert wurden. Das sind die Fakten auf Seiten der Motorradentwicklung.

Es gibt ein Gutachten des Bayerischen Landesamts für Umwelt aus dem Jahr 2008. Darin stand damals schon, dass eine übermäßige Lärmbelästigung nicht festzustellen ist mit dem Hinweis, dass in München pro 1.000 Einwohner 241 Motorräder zugelassen sind. Ein weiteres Gutachten vom Umweltbundesamt wurde 2020 erstellt. Beim Lesen auch dieses Gutachtens stellt man fest, dass Motorräder nicht übermäßig laut sind.

Was man von den verschiedenen Organisationen gegen „Motorradlärm“ lesen kann, ist in vielen Fällen nicht wissenschaftlich belegt. Hier geht es immer wieder um subjektives Empfinden. „Zu laut“, „nicht auszuhalten“ und ähnliche Aussagen werden ständig wiederholt. Auf der Webseite „Motorradlärm.de“ werden zum Beispiel Videos veröffentlicht, die mit folgendem Untertitel belegt werden: „Distanz: 650 Meter zum Wohngebiet. Bemerkenswert ist, dass das Martinshorn im unteren Film maximal 120 dB (A) laut sein darf, die Motorräder aber im Fahrzeugbrief alle 77 dB (A) Fahrgeräusch eingetragen haben. Bitte selber beurteilen.“

Was bitte sollen wir denn jetzt beurteilen? Dass dazwischen 43 dB (A) liegen und dass 120 dB (A) x Mal lauter sind als 77 dB (A)? Das muss nicht beurteilt werden. Das könnte man messen. Falls es dort umgebaute Motorräder gibt, die 120 dB (A) erreichen, ist es die Aufgabe der Polizei, das abzustellen.

Da bleibt die Frage: was will man mit solchen Aussagen erreichen? Will man miteinander Lösungen finden oder doch nur Verbote fordern?

Es gibt allerdings auch gute Maßnahmen, die Lärm-Displays zum Beispiel. Sie erinnern daran, dass man in der Ortschaft 50 km/h auch in einem höheren Gang fahren kann und es dadurch automatisch leiser wird. Wenn allerdings die Aufsteller der Displays die Messung so einstellen, das jedes Zweirad als zu laut angezeigt wird, auch Fahrräder, wie in einem Fall belegt, bewirken sie genau das Gegenteil. Glücklicherweise wird dieses Display jetzt neu kalibriert. Diese Displays machen am meisten Sinn, wenn sie auf Schwellenwerte eingestellt werden, die realistisch sind und wenn nicht nur Zweiräder gemessen werden.

Wer geht jetzt auf wenn zu? Die Bundesarbeitsgemeinschaft Motorrad (BAGMO), das Koordinierungsgremium der Motorrad-Community hat ein Strategiepapier an den Bundesverkehrsminister übergeben, in dem Lösungsvorschläge aufgelistet sind. Darüber hinaus haben sich einige Organisationen der Motorrad-Community für die Kampagne „Hochschalten! – Dialog statt Verbot“ zusammengetan. Die Biker sind also schon deutlich in Vorleistung gegangen.

Wenn man sich die Berichterstattung ansieht, findet man wenig über Schwerpunktkontrollen der Polizei, bei denen auch Geräuschmessungen gemacht werden. Berichte über Geschwindigkeitsmessungen gibt es haufenweise. Gibt es also für die Polizei kein Lärmproblem oder interessiert es sie schlichtweg nicht? An diesen Stellen könnten die Anwohner ihre Energie doch sinnvoll einsetzen und solche Messungen einfordern. Danach hätte man auch Fakten.

Gegen Verbote werden wir uns immer zur Wehr setzen. Wir lassen uns auch nicht pauschal als illegale Rowdies darstellen. Wir sind Bürger und Steuerzahler. Für uns gelten die gleichen Grundrechte.

Wir sind zu einem faktenbasierten Dialog bereit. Unsere Frage an die sogenannten Lärmschützer: sind Sie das auch?

Quellen

https://www.lfu.bayern.de/laerm/doc/verkehr_motorraeder.pdf

https://www.umweltbundesamt.de/service/termine/verbraucherforum-motorradlaerm

http://motorradlaerm.de/

https://www.ifz.de/bagmo/

https://dialogstattverbot.motoev.de/

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